Warum Kostenoptimierungsprogramme oft scheitern
Vielen Unternehmen fällt es schwer, Kostensenkungsprogramme konsequent umzusetzen. Die Hindernisse sind dabei meist organisatorischer, nicht methodischer Natur. Entwicklung, Einkauf und Produktion arbeiten oft in Silos mit unterschiedlichen Zielen. Verlässliche Kostendaten sind nicht zentral zugänglich, was faktenbasierte Entscheidungen erschwert. Zudem liegt der Kostenfokus häufig fast ausschließlich im Einkauf – Entwicklung und Konstruktion haben selten klare Anreize, Kosten schon in der frühen Entwicklungsphase zu berücksichtigen. Diese Barrieren führen dazu, dass selbst gut gemeinte Initiativen wirkungslos bleiben. Umso wichtiger ist ein strukturierter, integrierter Ansatz, der Maßnahmen über vier Hebel hinweg koordiniert: Prozesse, Design, Verträge und Strategie. In Kombination ermöglichen sie kurzfristige Effizienzgewinne und langfristige strukturelle Verbesserungen. Richtig umgesetzt, lassen sich damit Produktkosten um bis zu 20 Prozent senken – und gleichzeitig Kostenbewusstsein dauerhaft in die Organisation verankern.
Vier Hebel für nachhaltige Kostenoptimierung
- Prozessoptimierung (0-2 Jahre, 2-5 Prozent Einsparpotenzial)
Prozessverbesserungen senken Kosten schnell und wirksam – ohne dass Produkte neu konstruiert oder größere Investitionen nötig wären. Der Fokus liegt auf effizienterer Fertigung, Montage, Logistik und Qualitätssicherung. Prinzipien der Schlanken Produktion helfen, Verschwendung und unnötige Arbeitsschritte zu eliminieren. Vereinfachungen wie das Ersetzen gebogener Teile durch gepresste Komponenten oder das Reduzieren von Bearbeitungsschritten beschleunigen Abläufe. Montagefreundliche Produktgestaltung – etwa durch selbstjustierende Bauteile, weniger Verbindungselemente oder den Einsatz von Clips statt Schrauben – verkürzt Fertigungszeiten. Auch in der Logistik lassen sich Kosten durch reduzierte Verpackung, den Wegfall von Zwischenlieferanten und optimierte Materialflüsse senken. Qualitätssicherung kann effizienter werden, indem Stichproben anstelle von Vollkontrollen, angepasste Testumfänge oder „Poka-Yoke“-Systeme eingesetzt werden. Zusammengenommen führen diese Maßnahmen rasch zu messbaren Einsparungen.
- Designoptimierung (1-5 Jahre, 5-20 Prozent Einsparpotenzial)
Das Design eines Produkts ist einer der mächtigsten Hebel für nachhaltige Kostensenkungen. Sie erfordert enge Zusammenarbeit zwischen Entwicklung, Einkauf und Produktion – bietet aber enorme Hebelwirkung. Variantenmanagement durch Standardisierung von Bauteilen, Reduktion überflüssiger Produktvarianten und vermehrte Nutzung bestehender Komponenten vereinfacht Portfolios. Funktionsintegration, vereinfachte Geometrien und weniger Materialkomplexität steigern Effizienz. Mit „Design-for-X“-Prinzipien wird sichergestellt, dass Produkte von Anfang an optimal beschaffbar, herstellbar, montierbar und wartbar sind. Zudem hilft die konsequente Ausrichtung an den tatsächlichen Kundenbedürfnissen, Überdimensionierungen zu vermeiden. So werden nicht nur Kosten gesenkt, sondern oft auch Leistung und Kundenzufriedenheit verbessert.
- Vertragsoptimierung (1-3 Jahre, 2-15 Prozent Einsparpotenzial)
Wenn technische Anpassungen begrenzt sind, bieten kommerzielle Maßnahmen in Einkauf und Lieferantenmanagement flexible Möglichkeiten zur Kostensenkung. Voraussetzung sind starke Verhandlungskompetenzen und transparente Kostendaten. Mit Instrumenten wie „Should-Cost“-Modellen, „Bottom-up“-Kalkulationen und indexbasierten Preisklauseln lassen sich Preise faktenbasiert neu verhandeln. Wettbewerbsdruck durch strukturierte Ausschreibungen, Auktionen oder „Reverse Auctions“ kann die Konditionen zusätzlich verbessern. Volumenbündelung innerhalb oder über Geschäftseinheiten hinweg schafft Skaleneffekte. Durch „Best-Cost-Sourcing“ können zudem günstigere Beschaffungsmärkte erschlossen werden – sofern Risiken angemessen gemanagt werden.
- Strategische Maßnahmen (3-5 Jahre, 15-20 Prozent Einsparpotenzial)
Strategische Veränderungen betreffen die gesamte Wertschöpfungskette und bieten das größte langfristige Potenzial. Sie sind komplex, aber hochwirksam. „Make-or-Buy“-Entscheidungen helfen, sich auf Kernkompetenzen zu konzentrieren. Eine engere Einbindung von Lieferanten – bis hin zu gemeinsamer Entwicklung, Gewinnbeteiligung oder Rahmenverträgen – kann Kosten und Qualität nachhaltig verbessern. Dies wiederum stärkt strategisch wichtige Partner und steigert deren Leistungsfähigkeit. Schwankende Rohstoffpreise lassen sich durch Absicherungsstrategien wie den Einsatz von Finanzinstrumenten oder durch Lagerhaltung besser kontrollieren. Strategische Hebel verbessern nicht nur die Kostenstruktur, sondern auch Resilienz, Skalierbarkeit und Innovationskraft.