Erste Welle – Assistenz (ab 2025)
In der ersten Welle übernehmen humanoide Roboter einfache, aber kognitiv anspruchsvolle Aufgaben, die für Menschen meist monoton oder körperlich belastend sind. Beispiele sind das Sortieren, Bereitstellen von Materialien oder das Einlegen von Werkstücken in Prüfstände. Dabei arbeiten die Roboter meist nach klaren Abläufen aber mit hoher Präzision – wie etwa bei der Zusammenstellung von Bauteilen in sogenannten Supermärkten, etwa in der Automobilindustrie. Mitarbeitende stellen dort von Hand individuelle Montagesets aus Clips, Schraubensätzen oder Sensoren für bestimmte Fahrzeugvarianten zusammen. Kognitive Roboter können diese Tätigkeit übernehmen, indem sie autonom durch die Regalreihen navigieren, die richtigen Behälter anhand visueller Sensorik erkennen, die benötigten Teile greifen und sie geordnet für den nächsten Montageschritt bereitstellen.13 Hierzu müssen die Roboter nicht zwingend Beine haben, sondern können auch auf Rollen durch die Regalreihen fahren.
Zweite Welle – Rückkopplung (ab 2030)
Ab der zweiten Welle können kognitive Roboter selbstständig mit digitalen Steuerungssystemen kommunizieren (autonome Rückkopplung). Sie werten zum Beispiel Sensordaten aus, um die Qualität ihrer Arbeit zu prüfen und ihre Handlungen direkt im laufenden Prozess anzupassen. Sie integrieren sich nahtlos in cyber-physische Systeme (z.B. digitale Zwillinge), kommunizieren über Datenströme und reagieren nicht nur auf physische Reize, sondern auch auf digitale Signale, Kraftverläufe oder Vibrationen in Echtzeit. So können sie die Qualität ihrer Arbeit selbst überprüfen und gegebenenfalls korrigierend eingreifen. Diese Welle markiert den Übergang von rein reaktiven zu zunehmend selbstorganisierten Systemen.14
Dritte Welle – Autonomie (ab 2035)
Die dritte Welle beschreibt den Übergang zu flexiblen, dynamischen Produktionssystemen. Kognitive Roboter arbeiten künftig nicht mehr entlang starrer Taktstraßen, sondern übernehmen situativ unterschiedlichste Aufgaben – flexibel und adaptiv. In der Fertigung können sie individuell konfigurierte Produkte direkt am Werkstück montieren, ohne feste Stationen. In diesen Netzwerken erfassen sie selbstständig Störungen, priorisieren Aufgaben neu und passen Prozesse in Echtzeit an – unterstützt durch digitale Zwillinge und KI-Systeme. Auch sensible Arbeiten, etwa in der Endmontage von Medizingeräten, könnten in Zukunft so unterstützt werden. Diese Vision ist ambitioniert, doch erste Forschungsprojekte wie „Roboverse XR“ oder „KogniRob“ zeigen bereits, dass dies möglich ist.15
Kognitive Roboter entwickeln sich vom reinen Werkzeug hin zum strategischen Systemelement der smarten Produktion.16 Ihre Beweglichkeit, Lernfähigkeit und Vernetzungsfähigkeit machen sie zum Schlüssel für robuste, adaptive Fabriken der Zukunft. Diese zunehmende „Task-Flexibilität“17 erlaubt es ihnen, neue Aufgaben ohne aufwändiges Umprogrammieren zu übernehmen, als sogenannte „Zero Effort Devices“.18
Kognitive Roboter schließen die Automatisierungslücke
Die Industrie gewinnt durch kognitive Robotik an Resilienz und Anpassungsfähigkeit, was insbesondere in volatilen Märkten und unter geopolitischem Druck entscheidende Vorteile bietet. Wer flexibel auf Schwankungen reagieren kann – etwa durch wandelbare Produktionslinien – bleibt auch unter instabilen Bedingungen leistungsfähig. Automobil-OEMs erreichen bereits heute durch Industrieroboter, Automated Guided Vehicles, Autonomous Mobile Robots oder Cobots ein hohes Maß an Automatisierung (ca. 80 %). Die Automatisierung scheiterte bislang jedoch an den „letzten 20 Prozent“, an Tätigkeiten mit hoher Varianz, komplexer Motorik oder situativem Denken. Genau hier setzen kognitive Roboter an.
Sie schließen diese Lücke und eröffnen das Potenzial selbstoptimierender Prozesse, die sich laufend verbessern. Auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht eröffnet der Einsatz kognitiver Roboter neue Effizienzpotenziale. Investitionen in diese Technologie zahlen sich nicht nur über Kosteneinsparungen bei manuellen Tätigkeiten aus, sondern ermöglichen es Unternehmen, bestehende Fachkräfte besser einzusetzen und dem Arbeitskräftemangel aktiv zu begegnen. Gleichzeitig sinken die Eintrittsschwellen für Automatisierung, da kognitive Systeme weniger Spezialwissen zur Bedienung und Wartung erfordern und sich in modulare, skalierbare Architekturen einfacher integrieren lassen. Die Einführung kognitiver Roboter zwingt Unternehmen, ihre Prozesse, Rollenbilder und Wertschöpfungsmodelle neu zu denken. Wer diesen Wandel proaktiv gestaltet, kann nicht nur produktiver, sondern auch deutlich zukunftsfähiger wirtschaften.